Interview mit aunts & uncles

Interview mit aunts & uncles

Seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Normalerweise. Bei aunts & uncles ist aber alles ein bisschen anders. Darum verstehen sich die Kollektionen als Taschenfamilien, die ganz verschiedene Geschmäcker bedienen.
Jeder, der sich einen dieser charmant-buckligen oder auch ziemlich straighten Verwandten zulegt, wird zugleich Teil einer noch größeren Gemeinschaft: All jenen, die scheinbar aus der Mode geratene Werte wie Treue und Beständigkeit, Qualität und profundes Handwerk schätzen und auch stilistisch eine gewisse Neigung zur Nostalgie in sich tragen.

Interview mit Angelika Scheurer von aunts & uncles

Wie das Familienleben bei aunts & uncles so abläuft, woher der Input für all die wunderbaren Taschenkreationen kommt und wie man es im Firmensitz im niederrheinischen Neukirchen-Vluyn tatsächlich mit der Treue hält, hat uns Angelika Scheurer, die Designerin des Hauses, verraten.

Frau Scheurer, wie ist aunts & uncles entstanden?

aunts & uncles hat sich mehr oder weniger aus einer persönlichen Situation entwickelt.
Ein fertiges Konzept lag nicht in der Schublade. Zum richtigen Zeitpunkt haben viele Faktoren zusammengepasst, das notwendige Quäntchen Glück hat sicher auch eine Rolle gespielt.
2003 beendete ich mein Produktdesign-Studium und hatte zwei kleine Kinder, für die ich da sein wollte. Beruf und Kinder sollten unter einen Hut gebracht werden. Die tolle Karriere in der großen weiten Welt hat sich da nicht wirklich angeboten. Mein Mann Sven war schon mehrere Jahre in der Taschenbranche tätig. Er brachte vieles mit, was uns die Entscheidung, zwischen Bauklötzen und Butterbrot eine kleine, feine Marke zu gründen, enorm erleichterte: Strategisches Know-how, Marktkenntnis, gesunden Pragmatismus und den Mut zur Selbstständigkeit.
So schufen wir, zusammen mit Vater, Schwester und Freund, die Marke aunts & uncles. Erste Taschenentwürfe entstanden und wurden an sieben verschiedene Lieferanten nach Indien gesandt. Ein achter Lieferant klopfte initiativ an unsere Tür. Er kam verspätet in den Pool der potenziellen Manufakturen. Auf der Heimreise ging in Madrid der Koffer mit sämtlichen Lederproben und Aufzeichnungen verloren. Doch er gab sich nicht geschlagen und hat das Leder aus seiner Erinnerung entwickelt, das Ergebnis hat uns begeistert.
Er hat die ersten Taschen-Pioniere wie Jane, John und Nick gefertigt und produziert auch heute noch für uns. Er ist ein wichtiges Mitglied der aunts & uncles-Familie.

Was hat es mit dem Markennamen auf sich?

aunts & uncles ist Familiensache. Von schrulligen, schrägen und liebevollen Verwandten inspiriert, erzählt der Name von Entschleunigung, Loyalität und Ehrlichkeit. Er ist Sinnbild für Bodenständigkeit, Tradition und Individualität – ohne dabei das Augenzwinkern zu vergessen. So eine große Familie hat viele Seiten, es gibt immer wieder Überraschendes zu entdecken.

Entgegen aller Trends präsentiert sich aunts & uncles schon seit Jahren mit zwei älteren Models. Wie ist es dazu gekommen?

Unsere Philosophie beschäftigt sich mit Vielfalt, Charakter und Eigenart. aunts & uncles ist Familie mit all ihren Facetten. Es geht uns bei der Modelauswahl nicht um das Alter, sondern um Ausstrahlung und Persönlichkeit. Oma Else und Onkel Rick sind geliebte Botschafter unserer Marke.

Was zeichnet aunts & uncles gegenüber anderen Labels aus?

Wir vergleichen uns ungern mit anderen Marken, viele Dinge haben ihre Berechtigung und sprechen unterschiedliche Menschen an. Das ist auch gut so.
Uns ist es wichtig, eine hohe Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit in der Produktsprache zu haben und dabei zeitlose Produkte zu schaffen. Funktion und Praktikabilität sind dabei wichtige Grundlagen. aunts & uncles-Produkte sind nicht plakativ. Sie jagen nicht dem letzten Trend hinterher. Heute top, morgen Flop ist nicht unser Bestreben. Unser Ziel ist es, langlebige Begleiter fürs Leben zu schaffen, die Zeitgeist, Persönlichkeit und ein entspanntes Modeempfinden verbinden.
Unsere Taschen werden aus hochwertigen Ledern zu weiten Teilen in Handarbeit gefertigt. Wir sind davon überzeugt, dass nur zufriedene MitarbeiterInnen auch gute Arbeit leisten. Es ist uns ein Anliegen, dass in der Produktion gute Rahmenbedingungen vorherrschen. Davon versichern wir uns bevorzugt persönlich und besuchen unsere Produktionsstätten 7-8 Mal jährlich. Außerdem lassen sich unsere Produzenten kontinuierlich von der unabhängigen Organisation Bureau Veritas auf die Einhaltung sozialer Standards und Löhne kontrollieren.

Wie entsteht eine neue aunts & uncles-Serie?

Die erste Inspirationsquelle ist oft das Leder, das uns durch seinen einzigartigen Charakter begeistern muss. Ist der Funke übergesprungen, beginnt der Findungsprozess, er besteht aus viel Trial and Error.
Ideen werden entwickelt, auf Papier gebracht, verworfen, verändert und erweitert, bis ein stimmiges Bild entsteht. Erst dann werden Prototypen erstellt, die so lange überarbeitet werden, bis wir sie als neuen Familienzuwachs geeignet finden.

Jedes Produkt hat einen unverwechselbaren Namen, der eine kleine Geschichte erzählt. Woher kommen all die Ideen?

Ideen entstehen bei der Suche, wir grübeln zusammen im Team, ein Einfall reiht sich an den nächsten. Geschichten zu erzählen, macht uns Spaß.
So ist zum Beispiel die Taschenfamilie “Grandma’s Luxury Club” entstanden, in der, von der Großmutter inspiriert, jede Tasche den Namen eines Kuchens oder Gebäcks hat.

Gibt es ein Taschenmodell, das Ihnen als Designerin ganz besonders am Herzen liegt?

Ja, das ist unsere Mrs. Muffin, weil sie inspiriert ist von einer Kinderzeichnung unserer Tochter Laura.

Welche Taschen tragen Sie selbst?

Ich trage immer Prototypen der kommenden Saison, um sie zu testen. Manchmal sind sie noch nicht ganz ausgefeilt, die Tücke steckt wie so oft im Detail. Das kann dann schon mal peinlich werden.

Ganz unter uns, wird man bei aunts & uncles schräg angeschaut, wenn man eine Tasche eines anderen Labels trägt?

Das ist purer Treuebruch! Unsere MitarbeiterInnen stehen hinter aunts & uncles, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht auch Taschen anderer Marken tragen. Da schaut wirklich keiner schräg.

Neben Taschen bietet aunts & uncles auch Geldbörsen an. Ist absehbar, dass die Marke noch in weitere Produktsegmente expandiert?

Im Moment eher nicht. Wir finden, dass es sich beschaulich besser lebt.

Wie stellen Sie sich den typischen aunts & uncles-Kunden vor?

aunts & uncles-Kunden sind Teil der großen Familie, eine breit gefächerte Gruppe von entspannten, toleranten Menschen, die ein hohes Werteempfinden haben. Sie schätzen authentische Produkte, sind lässig, humorvoll und charakterstark mit einem Faible für individuelle Styles.

Was verbinden Sie mit dem Taschenkaufhaus?

Uns verbinden Freundschaft, Loyalität und Vertrauen. Das Taschenkaufhaus hat als erster Onlinehändler an uns geglaubt und führt heute das umfassendste aunts & uncles-Sortiment.

In der Tat blickt das Taschenkaufhaus auf eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit aunts & uncles zurück: Ende 2006 ging mit der Kuriertasche John, das erste aunts & uncles-Produkt online.

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